In der Presse angekündigt und dennoch nur mäßig besucht war die 2. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus am 4. Dezember.
Nach der Verpflichtung einer sachkundigen Bürgerin beschäftigte sich der Ausschuss mit dem zentralen Thema dieser Sitzung im Tagesordnungspunkt 3 (Projekt „Erinnerungskultur“: Denkmal zur Erinnerung an die Kalkarer Bürgerinnen und Bürger der jüdischen Gemeinde). Im Tagesordnungspunkt 1 (Einwohnerfragen) wurden keine Fragen gestellt und Punkt 2 (Einwendung gegen die Niederschrift vom 5.11.2014) war einstimmig beschlossen worden.
Die beiden in die Endauswahl gewählten Künstler, Nicole Peters aus Goch und Christof Wilmsen-Wiegmann aus Kalkar, stellten nacheinander ihre Entwürfe vor. Die Arbeitsgruppe, die seit dem 21. März 2013 eingesetzt ist, hatte sich zuvor den Empfehlungen der Experten, Drs. Ron Manheim (u. a. ehemaliger stellv. künstlerischer Direktor Museum Schloss Moyland) und Prof. Nicolas Beucker (Hochschule Niederrhein) angeschlossen, dass die beiden Künstler das Thema verinnerlicht und eine eigene Position dazu gefunden haben. Beide Entwürfe könnten nicht unterschiedlicher sein.
Frau Peters stellte ein „Arrangement“ aus Betonstreichhölzern (von der Hanselaer Straße aus gesehen) vor zwei seitlich versetzten Glaswänden in rot und purpurfarben, einen bepflanzten Zwischenraum und einer weiteren Wand in „Gold“ als Abschluss in Richtung Krankenhaus vor. Dabei haben die Farben eine große Bedeutung im Judentum und die „Streichhölzer“ Symbolkraft.
Herr Wilmsen-Wiegmann stellte dagegen als Bildhauer einen handwerklichen Entwurf vor: Ein „Ensemble“ aus bearbeitetem norwegischen Granit in der Form des zweiten Buchstaben des hebräischen Alphabets, der „Haus“ bedeutet, einem weiteren schräg gestellten Granitblock und einem Behältnis für Kieselsteine.
Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass die Namen der 65 Verfolgten auf einer Glasscheibe bzw. einem Stein angegeben werden.
Nach der interessanten Präsentation sollte eigentlich eine Empfehlung bzw. ein Beschluss zu den Entwürfen erarbeitet werden. Das geschah überraschender- weise in zwei Beschlussvorlagen, nachdem Dietmar Klein (FORUM) eine Unterbrechung beantragt hatte. Die erste Beschlussvorlage bezog sich auf eine Verschiebung der Entscheidung ohne Empfehlung in die nächste Ratssitzung. Die zweite, durch Dietmar Klein vorgetragene Variante beinhaltete u.a. die Möglichkeit, keinen der Entwürfe zu wählen. Der erste Beschlussvorschlag wurde mit Stimmengleichheit von 5 : 5 abgelehnt und der zweite mit 6 : 4 angenommen. Die Künstler waren recht irritiert, da sie gerne öffentlich hier und heute ohne Vorbehalte an der Diskussion teilnehmen wollten. Frau Peters hinterfragte später im Tagesordnungspunkt 12 (Einwohnerfragen), wie verlässlich die Ratsbeschlüsse in Kalkar sind. Harald Münzner, Leiter der Stabsstelle für Kultur und Tourismus, konnte nur auf die rechtlich demokratische Zulässigkeit verweisen. Beide Künstler sind gerne bereit, ihre Entwürfe nochmals in einer Ratssitzung vorzustellen.
Im Tagesordnungspunkt 4 wurde ein Rück- und Ausblick zum Programm des städtischen Museums gegeben.
Im Punkt 5 wurde eine Auswahl der Vorschläge der Kalkarer Bürger zum LEADER-Projekt 2015 vorgestellt. Die gemeinsame Bewerbung mit Kleve und Bedburg-Hau war jedoch leider nicht erfolgreich. Herr Münzner sah einen Hauptgrund in der kurzen Vorbereitungszeit. Er wünscht sich 2018 einen Auftrag aus Ausschuss und Rat für einen weiteren Anlauf für das Jahr 2020. Die Bestätigung erhielt er umgehend.
Im Punkt 6 berichtete Harald Münzner aus dem COSME-Förderprojekt der EU-Kommission: Hanse-Tourismus. Dank der Kooperation der rheinischen Hanse (Neuss, Wesel, Kalkar/Grieth, Emmerich am Rhein) und der niederländischen Hanse Ijssel, konnte ein Projektantrag eingereicht werden. Große Unterstützung erhielten die Antragsteller durch MarketingOost aus Zwolle. Um an Fördergelder der EU zu kommen, ist es unabdingbar, mit einem in der Hinsicht erfahrenen Fachbüro zusammenzuarbeiten. Mit dem Förderprogramm können die stadtgeschichtlichen Bezüge zur Hanse, zum Handel und mittelalterlichen Handwerk thematisiert und kulturhistorische Angebote realisiert werden.
Im Punkt 7 wurde eine statistische Übersicht über den Tourismus in Kalkar präsentiert. Leider sind die Stadt-, Kirchen- und Museumsführungen rückläufig.
Im Punkt 8 gab Harald Münzner einen Sachstandsbericht zum Partnerschaftsverein Kalkar ab. Ein Antrag auf die Gründung wird 2016 gestellt.
Zu Punkt 9 erläuterte er ein Konzept zur Anschaffung eines neuen Konzertflügels, städtische Gelder stehen dafür nicht zur Verfügung. Die Finanzierung über 29.000 € für einen ein Jahr alten Konzertflügel kann über ein Vier-Säulen-Konzept gelingen. Er rechnet mit fest zugesagten Großspenden in der Höhe von zusammen 12.000 €. Durch „Tastensponsoring“ könnten 8.000 € generiert werden, d. h. Unterstützer könnten eine Taste sponsern, der Name wird z. B. auf der Unterseite der Taste eingraviert. Der alte Flügel wird mit einem geschätzten Wert von 1.500 € veranschlagt. Mit fünf bis sieben hochkarätigen Benefizkonzerten könnte die Finanzierung zu guter Letzt gesichert werden.
Im Punkt 10 (Mitteilungen) gab es keine Meldung und in Punkt 11 (Fragen nach § 17 der Geschäftsordnung) wurde nach dem Sachstand über die Anbringung der Hinweistafeln an den historischen Gebäuden gefragt. Die Schilder werden Anfang 2016 an den Gebäuden angebracht. Weiter wurde nach einem Veranstaltungskalender für Kalkar gefragt. Es ist schon lange keiner mehr herausgegeben worden.
In Punkt 11 (Einwohnerfragen) fragte Dirk Altenburg (FORUM) nach einer Zusammenarbeit mit dem Wunderland Kalkar mit Bezug auf die Stadtführungen. Herr Münzner bekräftigte eine gute Zusammenarbeit, die jedoch weiter optimiert werden könnte. Eine Bürgerin fragte nach einem Vorgang aus dem vergangenen Jahr, bei der eine Führung, an der sie selbst und eine Besuchergruppe aus Düsseldorf teilnehmen wollten, ohne Begründung abgesagt wurde. Herr Münzner wird versuchen, den Vorgang zu recherchieren.
Ihr
FORUM Kalkar